Ein Leben für Peru
Am 29. Januar 2022 kann Gertrud Bärtschi in Basel ihren 90. Geburtstag feiern.
Dabei schaut die Gründerin des Vereins Solidarität Schweiz-Peru auf ein Leben im Dienste der benachteiligten Bevölkerung Perus zurück. Am Anfang stand ihr mehrjähriger Einsatz in den 60er-Jahren als Krankenschwester in einem Spital in den Anden. Seit Beginn der 70er-Jahre arbeitete sie bis zu ihrer Pensionierung 1995 in der Notfallstation des Kantonsspitals Basel. Gleichzeitig sammelte sie unermüdlich Geldspenden und baute mit peruanischen Vertrauensleuten ein Netz lokaler Entwicklungsinitiativen auf. Dies zur Förderung von Frauen, Kindern und Jugendlichen sowohl in den Anden wie in Armensiedlungen der Städte Lima und Ica. Für ihr grosses Werk wurde die Jubilarin 1995 mit dem Ehrendoktor-Titel der Medizinischen Fakultät der Universität Basel ausgezeichnet.
Bis vor zwei Jahren besuchte Gertrud Bärtschi jährlich sämtliche Projekte vor Ort. Als Ehrenpräsidentin des Hilfswerkes unterhält sie bis heute einen ständigen Kontakt mit den peruanischen Partnern. Es trifft sich gut, dass ihr runder Geburtstag zusammenfällt mit der baldigen Wiederaufnahme des Unterrichts im Ausbildungszentrum für behinderte Jugendliche I.P.B.V. in Lima. Dieses musste sich wie alle Schulen Perus wegen der Corona-Epidemie während zwei Jahren auf den Online-Unterricht beschränken. Das Zentrum ist Gertrud Bärtschi besonders ans Herz gewachsen, stand sie ihm doch bei dessen Gründung vor 50 Jahren Patin.
Die Jubilarin darf die Gratulation und Dankbarkeit von Tausenden von Peruanerinnen und Peruanern entgegennehmen, für deren Wohl sie sich in all den Jahrzehnten eingesetzt hat. Auch der Vorstand unseres Vereins Solidarität Schweiz–Peru gratuliert ihr herzlich!
Ein zerrissenes Land
Nach der Stichwahl um die Präsidentschaft vom 6. Juni 2021 zeichnet sich für Peru eine ungewisse und instabile Zukunft ab. Der linkspopulistische Dorfschullehrer Pedro Castillo hat die Wahl mit 50.1 % der Stimmen ganz knapp vor der rechtskonservativen Keiko Fujimori geschafft. Diese anerkennt das Resultat, das noch offiziell bestätigt werden muss, jedoch nicht. Die gemässigten Kräfte, welche beide Kandidierenden ablehnten, warnten vor dem Risiko eines autoritären Regimes. Die Wahl hat vor allem auch die traditionelle regionale Spaltung des Landes aufgezeigt. Die ruralen Andenprovinzen, wo die Armut besonders gross ist, wählten mit grosser Mehrheit P. Castillo, während K. Fujimori die meisten Stimmen in der Hauptstadt Lima und den Küstenzonen holte.
Die Wahl eines Aussenseiters ist auch der Ausdruck einer grossen Vertrauenskrise in eine korrupte politische Klasse. Sie bedeutet für Peru einen Sprung ins Ungewisse, da P. Castillo im Wahlkampf Zweifel aufkommen liess, wie weit er die demokratischen Institutionen respektieren wird. Die Ankündigung, wichtige Sektoren zu verstaatlichen, löste Befürchtungen aus, das Land könnte in ein wirtschaftliches Chaos stürzen. Für die neue Regierung, die Ende Juli die Macht übernehmen sollte, wird die grosse Herausforderung darin bestehen, eine gerechtere Verteilung des Reichtums zu schaffen und verstärkt in die Gesundheit und Bildung zu investieren.
Wie dringend eine handlungsfähige Regierung ist, zeigt die anhaltend kritische epidemische Lage auf. Das öffentliche Leben ist nach wie vor eingeschränkt und die Schulen bleiben noch immer geschlossen. Es gibt keine wirklich gesicherten Angaben über die Zahl der Opfer. Statt der bisher angenommenen 70'000 Coronatoten sprang die offizielle Zahl Anfang Juni auf 180'000! Damit wäre Peru mit fast 6'000 Toten pro Million Einwohner das weltweit am stärksten betroffenen Land. Der Gesundheitsminister kündigte eine intensive Fortführung der Impfkampagne an. Bisher wurden sechs Millionen Impfdosen verteilt und bis Ende Juli sollen alle über 60-Jährigen und die Risikogruppen geimpft sein.
Hinschied von Gertrud Bärtschi
Die Gründerin und Ehrenpräsidentin unseres Vereins Gertrud Bärtschi ist am 15. September 2022 nach einer längeren Krankheit in ihrem 91. Lebensjahr verstorben. Sie durfte dank Spitex und der Nachbarschaftshilfe bis vor wenigen Wochen noch in ihrer Wohnung in Basel leben. Sie ist nach einem mehrwöchigen Spitalaufenthalt als Folge von Covid und einer Lungenentzündung verschieden.
Gertrud Bärtschi engagierte sich während Jahrzehnten für benachteiligte Menschen in Peru und schuf dank ihrem unermüdlichen Einsatz und starken Willen ein beeindruckendes Lebenswerk. Der Dank Tausender Peruanerinnen und Peruaner mehrerer Generationen ist ihr gewiss. Auch wir sind ihr zu tiefem Dank verpflichtet und werden sie in ehrendem Andenken behalten. Ihren ausserordentlichen Lebensweg werden wir zu einem späteren Zeitpunkt ausführlich nachzeichnen.
Vorstand des Vereins Solidarität Schweiz-Peru
September 2022
Gedicht für Gertrud
Von Jenny Alfaro, Lima
EINES TAGES KAM EINE FRAU
SIE TRUG SANDALEN, EINE BLUSE, HOSENKLEID
MIT STRAHLENDEN MEERESBLAUEN AUGEN
IHRE WEIZENBLONDEN HAARE WEHTEN IM WIND
EIN STURM DER LIEBE.
GUTEN TAG, GUTEN ABEND GERTRUDIS
SÜDEN UND NORDEN
DIE WELT IST EIN TASCHENTUCH
EIN BRUNNEN VOLLER HOFFNUNG.
AUF WIEDERSEHEN GERTRUDIS
IN DEINEN SANDALEN
BIS BALD WIEDER, SAGEN UNS DEINE LÄCHELNDEN HÄNDE
ÜBER LIMA HINAUS
DORT BEI DEN SEEN, FLÜSSEN, BERGEN
GIBT ES EIN WEITES HEIM
ZWISCHEN HIMMEL UND DEN ANDEN
DORT WOHNT EIN REGENBOGEN
TRÄNEN, SANFTE WIESEN
SCHAU, MEIN HERZ, DORT WARTET
EIN ORT AUF DICH.
Oktober 2022
Abschied von Dr. h.c. Gertrud Bärtschi
Liebe Mitglieder, liebe Spenderinnen und Spender
Nur knappe acht Monate nach ihrem 90. Geburtstag ist Gertrud Bärtschi, die Gründerin und Ehrenpräsidentin unseres Vereins Solidarität Schweiz-Peru, am 15. September verstorben. Schon seit längerer Zeit körperlich geschwächt, durfte sie dank Spitex und der beispielhaften Hilfe ihrer Nachbarn noch bis vor wenigen Wochen in ihrer Wohnung in Basel leben. Nach einem mehrwöchigen Spitalaufenthalt ist sie als Folge von Covid und einer Lungenentzündung verschieden. Wir gedenken ihr mit tiefem Respekt und teilen die Trauer mit Ihnen und den Verantwortlichen unserer peruanischen Partnerorganisationen.
Viele von Ihnen sind Gertrud auch persönlich begegnet und haben in all den Jahren eine Freundschafts- und Vertrauensbeziehung aufgebaut. Auch Sie wurden immer wieder beeindruckt von der Energie und Uneigennützigkeit, mit welcher die Verstorbene ein bewundernswertes Lebenswerk schuf. Vor zehn Jahren erschien ihre Lebensgeschichte unter dem treffenden Titel Ein Leben für die Ärmsten in Peru. Für dieses beeindruckende Engagement wurde sie 1995 von der Universität Basel völlig zu Recht mit dem Titel der Ehrendoktorin ausgezeichnet.
Der Wahlspruch von Gertrud lautete immer «Ich helfe nicht, ich teile». Dabei lagen ihr das Schicksal benachteiligter Kinder, Jugendlicher und Frauen besonders am Herzen. Ihnen zu Selbständigkeit und Würde zu verhelfen, war ihr ein zentrales Anliegen. Dafür hat sie sich beispielhaft eingesetzt. Der Dank Tausender Peruanerinnen und Peruaner mehrerer Generationen ist Gertrud Bärtschi gewiss. Auch wir sind ihr zu tiefem Dank verpflichtet und werden sie in ehrendem Andenken halten.
Gertrud Bärtschi hat vor 14 Jahren den Verein Solidarität Schweiz-Peru ins Leben gerufen, den auch Sie immer wieder treu unterstützen. Als Vereinsvorstand spüren wir eine grosse Verantwortung und tun unser Bestes, um dem Vermächtnis der Gründerin gerecht zu werden.
Wir möchten uns mit einem Gedenkgottesdienst, zu dem Sie herzlich eingeladen sind, von Gertrud Bärtschi verabschieden.
Freitag, 21. Oktober 2022 um 10 Uhr in der St. Marienkirche in Basel
Holbeinstrasse 30, 4051 Basel
Im Namen des Vorstandes des Vereins Solidarität Schweiz-Peru
Elsbeth Poget, Präsidentin
September 2022
Peru konnte in den letzten Jahren ein ansehnliches Wirtschaftswachstum verzeichnen. Dieses kam jedoch nur einer Minderheit zugute. Die Schere zwischen Arm und Reich hat sich gleichzeitig geöffnet. Vor allem Frauen und Kinder in den anwachsenden Slums der Städte, physisch und psychisch behinderte Kinder und Jugendliche oder die Bevölkerung vernachlässigter Regionen leben in prekären Verhältnissen.
Der Verein Solidarität Schweiz - Peru unterstützt lokale Initiativen und Institutionen, welche sich aktiv für bessere Lebensbedingungen benachteiligter Gruppen einsetzen. Die von Dr. h.c. Gertrud Bärtschi in Basel gegründete Hilfsorganisation kann dabei auf eine Erfahrung von über vier Jahrzehnten zählen.
Die Auswahl der unterstützten Projekte in Peru erfolgt nachfolgenden Kriterien:
- Die Zusammenarbeit erfolgt ausschliesslich mit politisch und religiös unabhängigen Gruppen und Institutionen
- Unterstützt werden vor allem benachteiligte Frauen und Kinder in Slums von Lima und Ica
- Die Förderung der Selbstverantwortung und Eigenständigkeit der betroffenen Menschen steht im Zentrum
Sämtliche Spendengelder fliessen in konkrete Programme vor Ort. Die peruanischen Verantwortlichen arbeiten professionell und engagiert. Die Vorstandsmitglieder sind ehrenamtlich tätig und die geringen Verwaltungskosen werden von den Mitgliedern des Vereins getragen. Genauere inhaltliche und finanzielle Informationen sowie der regelmässig erscheinende Rundbrief können auf unserer Homepage www.solidaritaet-schweiz-peru.ch eingesehen werden. Spenden sind steuerlich abziehbar.
Unsere Unterstützung für Frauen und Kinder in städtischen Armenvierteln
Der Vorstand bedankt sich bei Herrn Virgilio A. Bianchi für das unentgeltliche Erstellen unserer Webseite.